KubismusDer Kubismus ist eine Bewegung in der modernen Kunst, besonders in der Malerei und er beschäftigt sich hauptsächlich mit abstrakten Formen, wie z.B. mit naturgetreuen Darstellungen. Es fing in Paris um 1908 an, erreichte seinen Höhepunkt im Jahre 1914 und entwickelte sich in den Jahren um 1920 weiter. Kubismus war ein Aufstand gegen die sentimentale und realistische traditionelle Malerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts und gegen die Betonung von Licht und Farbwirkungen und dem Mangel an charakteristischen Formen des Impressionismusses. Es stellt Inspirationen der Stammeskunst dar, besonders die von Afrika und Ozeanien. Die Doktrin der Kubistischen Schule folgen dem Diktum des französischen Postimpressionisten Paul Cézanne Alles in der Natur nimmt seine Form von der Kugel, dem Kegel und dem Zylinder. Die gewöhnlichste Art von Kubismus ist eine abstrakte und analytische Annäherung an einen Gegenstand, den der Künstler selbst bestimmt und die grundgeometrischen festen Körper malt, aus denen der Gegenstand zusammengesetzt wird, insbesondere der Würfel oder der Kegel, oder die Grundebenen, die die darunterliegenden geometrischen Formen zeigen. In einer anderen Art von Kubismusmalerei (synthetischer Kubismus), werden die Gegenstände aus einem anderen Winkel gezeigt, der im normalen Leben nicht immer gleich sichtbar ist und danach wird der Gegenstand in einer sich vereinigenden Komposition geordnet. In keiner Art des Kubismusses ist irgendein Versuch zur Wiedergabe der Details des natürlichen Aussehens der Gegenstände zu finden. Harlekine und musikalische Instrumentale Figuren, auffällig in Kubistischen Porträts und Stilleben, schienen günstige Themen für geometrische Präparationen zu sein. Um einfache, naturalistische und emotionale Wirkungen zu vermeiden benutzten die frühen, oder analytischen Kubisten hauptsächlich zurückhaltende graue, braune, grüne und gelbe Farben und oft führte sie ihre Arbeiten auch einfarbig durch. Nach dem Jahre 1914 in der synthetischen Kubistischen Periode führten viele Kubisten hellere Farben in ihren Gemälden ein. Kubismus ist wichtig in der Geschichte westlicher Kunst, wie ein revolutionärer, beiläufiger Stil der den Anfang der abstrakten und nichtsachlichen Kunst markiert. Die Leiter der Kubistischen Schule waren der Spanier Pablo Picasso, der in Paris arbeitete und der Franzose George Braque; andere bemerkenswerte Kubistische Maler waren die Franzosen Albert Gleizes, Robert Delaunay, Fernand Leger, Francis Picabia, Marcel Duchamp und Roger de La Fresnaye und der Spanier Juan Gris. Bemerkenswerte Kubistische Bildhauer die den gleichen Ansatz der Kunst folgten wie die Kubistischen Maler waren Picasso, der Franzose Raymond Duchamp-Villon und die russisch geborenen Amerikaner Jacques Lipchitz und Aleksandr Archipenko. Unter den vielen Künstlern die durch die Kubistischen Ideen und Techniken beeinflusst wurden, waren die Amerikaner Stuart Davis und Lyonel Feininger und der Franzose Maurice de Vlaminck. Definition
Vorläufer des Kubismus Als Vorläufer gelten die französischen Nach- und Neoimpressionisten, vor allem Paul Cézanne (1839-1906), George Seurat (1859-1891) und Paul Signac (1863-1935). Signac war der Maler der bunten Häfen und Flusslandschaften, etwa Hafen von Portrieux (1888, Stuttgart, Staatsgalerie), Ansicht von Saint-Tropez (1896; Saint-Tropez, Musée de l'Annonciade), Der Hafen (1907, Rotterdam, Museum Boymans-van Beuningen). Signac gab im Laufe seiner Entwicklung den pointillistischen Malstil zu Gunsten der Verwendung grösserer Flächen auf. Auf diese Elemente konnten dann die Kubisten zurückgreifen. Seurat wollte eine Steigerung der Farbintensität erreichen, indem er die Farben in ihre komplementären Bestandteile zerlegte. Zu seinen Hauptwerken zählen Ein Sonntagnachmittag auf der Île de la Grande Jatte (1885; Chicago, Art Institute), Akt im Profil (1890, Rijksmuseum Kröller-Müller, Otterloo), Der Zirkus (1891; Louvre in Paris). Am bedeutendsten jedoch dürfte wohl der Beitrag von Paul Cézanne sein. Der grosse Maler der Provence löste sich allmählich vom Impressionismus, der sein Werk geprägt hatte. In seinen berühmten Stillleben und Landschaftsbildern, in immer anderen Variationen vor allem die Ansicht des provenzalischen Gebirgsmassivs Mont Sainte Victoire, ist die geometrische beziehungsweise kubistische Formenfindung deutlich zu erkennen. Derselbe Reduktionsprozess führte ihn auch zu neuen Farbstrukturen. Alle wesentlichen Strukturen und Formelemente des Kubismus finden sich in seinem Werk schon vorgeformt. Cézanne wurde damit zu einem der wichtigsten Wegbereiter des Kubismus und der gesamten abstrakten Malerei. Analytischer Kubismus Die eigentliche kubistische Malmethode, den analytischen Kubismus, entwickelten um 1907 Pablo Picasso und George Braque. George Braque (1882-1963) stand der Pariser Malgruppe der Wilden (Fauves, Fauvisten) nahe, als er Pablo Picasso (1881–1973) kennen lernte. Beide gingen eine enge Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft ein, in der sie zusammen den Malstil kreierten, den wir als Kubismus kennen. Der analytische Kubismus beschäftigt sich mit Formfragen, im Zentrum steht das Problem, wie sich die Dinge auf eine organisierte einfache geometrische Formen zurückführen lassen. Braque und Picasso setzten sich mit der Kunst der Naturvölker, vor allem afrikanischer Plastik, Picasso auch mit der traditionellen iberischen Kunst seiner Heimat, aber auch explizit mit Cézanne auseinander und bezogen von daher vielfältige Anregungen. Sie gingen dazu über, nicht nur den Bildgegenstand, sondern den gesamten Bildraum rasterhaft zu facettieren. Zu den von ihnen entwickelten Prinzipien gehörte, nur Horizontale, Vertikale und Schräge sowie die Halbkreisform zu verwenden. Als Motive wurden Stillleben und Figuren, bevorzugt ein Mandolinenspieler, verwendet. Vor allem Braque schuf reihenweise Bilder von Mandolinen. Besonders wichtig für die Entwicklung des Kubismus wurde Picassos Werk Les demoiselles d'Avignon (1907, New York, Museum of Modern Art). Es ist ein Gruppenbild von fünf Frauen, deren Körper nahezu vollständig in kubistische Formen aufgelöst wurden. Sind in der Farbgebung noch die Ausläufer von Picassos vorhergegangener Rosa Periode zu erkennen, so war doch in der Form ein revolutionärer und Epoche machender Wandel angezeigt. Schockierend wirkte auf die Zeitgenossen vor allem der Anblick der Gesichter, die als völlig deformiert empfunden wurden. Begeistert hingegen waren Künstlerkollegen und auch der Galerist Henri Kahnweiler, der zu einem entschiedenen Förderer Picassos wurde. Ins Monumentale gesteigert ist Picassos Frauenbildnis Die Dryade von 1908 (Leningrad, Eremitage), in dem vor blauen Formen in Gelbtönen eine Frau zu sehen ist, deren Körper vollständig aus kantigen Formen aufgebaut wurde und der daraus eine ungeheure Wucht und Dynamik bezieht. Synthetischer Kubismus Im synthetischen Kubismus (ca. 1912-1920) bezog Braque bedeutungsfreie Materialien wie Sand, Zeitungsausschnitte oder Holz und Buchstaben mit in seine Bilder ein. Es wurde also die Brücke zur Collage hin geschlagen. Auch Picasso vollzog diese Entwicklung, z. B. in seinem Stillleben mit Flechtstuhl (1912, Picasso-Museum, Paris). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Braques Kubismus organischer. Noch bis 1931 malte Braque kubistisch, danach wandte er sich einem neoklassizistischen Stil zu. Am stärksten wurde der Collageneinbau in der kubistischen Malerei von dem Spanier Juan Gris (1887-1927) praktiziert, der mit Picasso und Braque in Verbindung getreten war. Er arbeitete auch mit Segmentierung, der Zerschneidung des Objekts in kubistische Formen, z. B. in seinem Bild Das Frühstück (1910-1915, Paris, Centre Georges Pompidou). Von 1916-1919 schuf er eher strenge Kompositionen, später nahm er arabeske Elemente in seine Werke auf. Bei Gris erlangt die Farbe eine ganz neue Autonomie, eine eigene Aussagekraft als pure Farbe. Sie steht in Kontrast mit der linearen und geometrischen Struktur des Bildaufbaus. Weitere Vertreter Ein Kubist der ersten Stunde war auch Fernand Léger (1881-1955). Er wandte sich dem neuen Stil ab 1908 zu und liess sich von den geometrischen Formen von Maschinen inspirieren, z. B. Die Kartenspieler (1917, Otterloo, Rijksmuseum Kröller-Müller) oder Schleppdampfer (1918, Wallraf-Richartz Museum, Köln). Seine Bilder sind in Formen und Farbflächen meist kleinteiliger aufgebaut als die Werke von Picasso und Braque und weisen schon stark ins Abstrakte. Aus dem Kontrast grosser Farbflächen zu kleinen Körpern lebt beispielsweise seine Frau in Blau (1912, Öffentliche Kunstsammlung, Basel). In den 20er Jahren arbeitete Leger mit dem Architekten Le Corbusier zusammen. Auch Albert Gleizes (1881-1953) war in seinen Anfängen ein Vertreter des Kubismus. Zusammen mit J. Metzinger verfasste er 1912 die kunsttheoretische Schrift Über den Kubismus. Er wandte sich dann der Section d'or zu, deren Mitglieder sich in ihrer Malerei an geometrischen Formen und Zahlenverhältnissen orientierten und fand schliesslich zu christlicher Thematik. André Lhote (1885-1962) verarbeitete kubistische Elemente frei in grossen, eher dekorativen Figurenkompositionen und Wandbildern. Frank Kupka (1871-1957) stammte eigentlich aus Böhmen, lebte aber seit 1895 in Frankreich, wo er sich ab 1909 vom Kubismus beeinflussen liess. Er gilt neben Robert Delaunay als Hauptvertreter des orphistischen Kubismus. In den 30er Jahren fand er zur streng abstrakten Malerei. Als Kubist begann auch Marcel Duchamps (1887-1968), der durch Readymades, einer Ausstellung in der alltägliche Gegenstände zum Kunstwerk stilsiert wurden, Bekanntheit erlangte. Kubistische Plastiken schuf Raymond Duchamps-Villon (1876-1914), der in seinem Spätwerk, z. B. Pferd von 1914, die Bewegung thematisierte. Henri Laurens (1885-1954) begann nach seiner Begegnung mit Braque 1911 mit kubistischer Malerei und Collagen und wurde ein Hauptvertreter der französischen kubistischen Skulptur. Bekannt sind seine Steinplastiken Sirenen und der Grosse Amphion (1937, Paris, Musée National d'Art Moderne). Bedeutend für die kubistische Plastik ist auch das Werk von Jacques Lipchitz (1891-1973). Orphismus Einen höheren Abstraktionsgrad erreicht der Kubismus bei Robert Delaunay (1885-1941), der Farbakkorde rhythmisch und dynamisch in reiner Abstraktion darstellte. Sie ist von runden Formen, bunten Farben und Musikalität gekennzeichnet. Diese Farbzerlegung hin zur reinen Farbe wird auch Farbkubismus genannt. Beispiele sind seine Fensterserie (1912/13), Sonnenscheiben (1912) und Endlose Rhythmen (1934). Er hatte seine Laufbahn mit den kubistischen Bildern aus Saint-Séverin und der Eifelturmserie (ab 1909) begonnen. Er gilt als der Hauptvertreter des Orphismus. Dieser ist eine Weiterentwicklung des Kubismus, der auf der Grundlage der kubistischen Bildkonstruktion aufbaut. So wie im Kubismus die Formen, werden hier auch die Farben gebrochen. Diese farbenfrohen Prismen machen einen lichten und beinahe musikalischen Eindruck. Das ist mit dem Namen Orphismus, der auf die antike Sängergestalt des Orpheus Bezug nimmt, gemeint. Der französische Dichter Guillaume Apollinaire hat diesen Begriff eigens für die Bilder von Robert Delaunay geprägt, die er 1913 in Herwarth Waldens Berliner Galerie Der Sturm ausgestellt sah. Delaunays Bilder schlagen die Brücke zum Expressionismus; so stellte er etwa 1912 in München mit dem Blauen Reiter oder 1913 in Berlin im Sturm aus. Einfluss auf die europäische Kunst
In München enthielten auch die Bilder der Expressionisten des Blauen Reiter kubistische Elemente. Franz Marc (1880-1916) etwa arbeitete in seinen Tierbildern stark mit kubistischen Formen. Der Bauhauskünstler, in Malerei und Plastik produktive Oskar Schlemmer (1888-1943) begann als Kubist. Systematisch weiterentwickelt zu einer tektonischen Malweise zeigen sich die Werke von Lyonel Feininger (1871-1956). Der Kubismus lieferte den deutschen Künstlern des Expressionismus, Dada und der abstrakten Malerei vielfältige Anregungen. Grossbritanien brachte mit dem Vortizismus eine eigene Spielart hervor. Ihr Hauptvertreter ist Percy Wyndham Lewis (1884-1957). Die gleichermassen Literatur und bildende Kunst umfassende Bewegung hatte ihr Organ in Lewis' Zeitschrift Blast, review of the great English vortex. Ein Beispiel aus der Malerei ist Lewis' Komposition in Rot und Purpur von 1915, oder Die Werkstatt und Die Menge von 1914-15. Zu nennen sind auch Edward Wadsworth, Christopher Nevinson, William Roberts und David Bomberg; in der Skulptur Jacob Epstein, Frank Dobson und Henri Gaudier-Brzeska. In Moskau propagierten die Brüder Burljuk den Kubofuturismus als eine Variante des abstrakten russischen Konstruktivismus. Analog zu den futuristischen Manifesten der italienischen Künstler veröffentlichte Michail Larionow 1913 sein Manifest des Rayonismus und forderte für die neue Kunst als vierte Dimension das Licht einzubeziehen. Die kubistische Technik, die Gegenstände auf Grundformen zu reduzieren, wurde nun von Larionow und seiner Frau Natalia Gontscharowa für Strahlendiagramme nutzbar gemacht. Alexander Archipenko (1887-1964) übertrug 1913 Prinzipien der kubistischen Malerei auf das Gebiet der Plastik. Auch er zeigte sich beeinflusst vom Futurismus und bezog dessen Thema Zeit, beziehungsweise Geschwindigkeit, in seine Skulpturen mit ein. Ein bekanntes Beispiel ist Karusell Pierrot (1914, Guggenheim-Museum, New York) oder auch die Bronzeplastiken Gondolier und Boxkampf von 1914. In der russischen Kunst ging der Kubismus in den Strömungen des Konstruktivismus der russischen Avantgarde auf. Quelle: g26.ch
В. Богунова ã, Москва, 2002 г. |
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