Kunsthalle Recklinghausen geflutetErbaut wurde die Kunsthalle von Recklinghausen während des Zweiten Weltkrieges als Luftschutzbunker für den nahen Bahnhof. Die Kunst bringt das martialische Betonbauwerk nun zum «Schweben». Mit rund 40 000 Litern Wasser hat die Konzeptkünstlerin Magdalena Jetelova (60) zu den diesjährigen Ruhrfestspielen das gesamte Erdgeschoss der Kunsthalle geflutet. Auf die Wasseroberfläche projiziert die Tschechin Texte; gleichzeitig löst sich die massige Betonarchitektur scheinbar schwerelos im sich leicht bewegenden Wasserspiegel auf. Für die Festival-Ausstellung «Der neue Raum» (5. Mai bis 22. Juli) hat die mit vielen Auszeichnungen geehrte Professorin der Kunstakademie München aus dem Ex-Bunker ein einziges poetisches Gesamtkunstwerk gemacht: Das sanfte Wasser-Plätschern im Dämmerlicht schmeichelt den Ohren, hell klicken elektronisch verstärkte Tropfgeräusche. Zutaten genug für die spröden Kompositionen der «Minimal Music» im Sinne des Kunst-Avantgardisten John Cage, dessen Zitate auf den Wellen projiziert und - verzerrt reflektiert - auf den Wänden zu lesen stehen. In den ganzen Kunstgenuss kommt allerdings nur, wer sich im Dunkel einem schmalen Holzsteg über den 15 Zentimeter tiefen «Fluten» quer durch den Ausstellungsraum anvertraut. «Ich mache nichts anderes, als die Architektur zu zeigen», kommentiert die Konzeptkünstlerin, die seit Mitte der 80er Jahre in Deutschland lebt und hier zunächst mit riesigen rohen Holz-«Möbeln» bekannt geworden ist. Von überraschend plastischer Wirkung auch die «inszenierten Fotografien» (Jetelova), die die Künstlerin ein Stockwerk höher zeigt. Die Landschaften Islands, die Londoner Industrieanlagen und die mächtigen Betonklötze von Atlantikwall-Bunkern, präsentiert als großformatige Bild-Leuchtkästen, bekommen durch Aufschriften oder messerscharfe Linien aus Laserlicht einen neuen, surrealen Reiz. Abstrakte Philosophie körperlich spürbar macht Magdalena Jetelova im Abschlusskapitel ihrer Ausstellung: «Die Rundung der Erde bringt uns zu uns selbst», lautet der Satz des französischen Denkers Paul Virilio auf Wand und Decke des dritten abgedunkelten Ausstellungssaales. Um die von rotierendem UV-Licht wechselweise angeleuchteten Lettern lesen zu können, muss sich der Betrachter wie zur Meditation stets um die eigene Achse drehen. Quelle: ivz.westline.de
В. Богунова ã, Москва, 2002 г. |
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