«Clara» strahlt wieder in altem Glanz«Clara» ist bereit für ihren zweiten Siegeszug. Vor 250 Jahren reiste die indische Nashorndame mit ihrem Besitzer, einem holländischen Kapitän, quer durch Europa und wurde zum Ereignis in Residenzen wie auf Marktplätzen. «Claras» Abbild schmückte bald Uhren und Meissener Porzellanteller und der französische Hofmaler Jean Baptiste Oudry (1686-1755) porträtierte das Tier sogar in Öl. Das Gemälde kam 1750 in die Residenz der mecklenburgischen Herzöge nach Ludwigslust - um fortan allerdings die meiste Zeit im Depot zu liegen. Das vom Zahn der Zeit beschädigte Bild ist jetzt im J. Paul Getty Museum in Los Angeles restauriert worden, und dort kann «Clara» auch vom kommenden Dienstag an erstmals seit 150 Jahren wieder von der Öffentlichkeit bestaunt werden. Oudry ist in Europa ein (wieder) aufsteigender Stern am Malerhimmel. Die weltweit größte Kollektion seiner Werke ist in Schwerin zu finden - 34 Gemälde und 43 Zeichnungen. Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg (1683-1756) hatte ein Faible für die realistischen Tierdarstellungen mit aufklärerischem Anspruch. Aber auch in Amerika fand Oudry Anklang, wie die Direktorin des Staatlichen Museums Schwerin, Kornelia von Berswordt-Wallrabe, berichtet. «In jedem zweiten Museum von Rang in den USA finden sich ein, zwei Gemälde von ihm, meist zusammen mit Bildern von Francois Boucher.» Die Rettung von «Clara» klingt wie ein Märchen: Zwei Restauratoren der Getty-Stiftung reisen 2001 auf Einladung der Kulturstiftung der Länder durch Deutschland auf der Suche nach Restaurierungsprojekten, die man unterstützen könnte. In Schwerin schauen sie sich die Niederländer-Sammlung aus dem 17. Jahrhundert an, aber ihre Begeisterung hält sich in Grenzen - bis die Direktorin ein zweites Projekt vorstellt. Auf dem Boden hat sie die beschädigte «Clara» ausrollen lassen, denn mit seinen XXL-Maßen von 3,10 mal 4,56 Metern passt das Gemälde auf keinen Arbeitstisch im Schweriner Museum. Die Amerikaner sind sofort verliebt in das Bild, das die stattliche «Clara» in Originalgröße zeigt. Das Rhinozeros und noch ein weiteres, ebenfalls angegriffenes Gemälde aus der «Menagerie»-Serie von Oudry, ein Löwe, werden nach Los Angeles zur Restaurierung geflogen. Später folgt noch ein Tiger-Gemälde. Rund 600 000 Dollar bringt Getty für die Restaurierungen auf. Die insgesamt 13 Bilder umfassende «Menagerie»-Serie hat Oudry für Ludwig XV. angefertigt, die Gemälde zeigen exotische Tiere aus dem königlichen Privatzoo. «Clara» ist eine Ausnahme. Um sie zu malen, fuhr Oudry nach St. Germain, wo sie gerade vorgeführt wurde. Nach der Fertigstellung war der König dann doch nicht an der Serie interessiert und der Schweriner Herzog, schon länger ein Bewunderer des Künstlers, kaufte sie. Die Schau in Los Angeles präsentiert die «Menagerie»-Serie bis auf den Tiger, dessen Restaurierung noch nicht abgeschlossen ist, sowie eine Reihe Zeichnungen, die mit der Serie in Zusammenhang stehen. Im Mittelpunkt steht natürlich das Rhinozeros. Der «Clara-Manie» im 18. Jahrhundert widmen die Kuratoren einen eigenen Ausstellungsteil mit Medaillen, Drucken, Zeichnungen und historischen «Clara»-Souvenirs. Der Regisseur und Oscar-Preisträger William Friedkin («French Connection», »Der Exorzist») hielt die Restaurierungsarbeiten in einem Dokumentarfilm fest, der zur Ausstellung gezeigt werden soll. Auch ein Kinderbuch über «Claras» Reise im 18. Jahrhundert ist angekündigt - die Chancen stehen gut, dass das Nashorn die Herzen erneut erobert. Die Ausstellung «Oudry's Painted Menagerie» ist bis zum 2. September im J. Paul Getty Museum Los Angeles zu sehen. Danach wird sie vom 7. Oktober 2007 bis 6. Januar 2008 im Museum of Fine Arts in Houston (Texas) gezeigt und vom 12. April bis 27. Juli 2008 in Schwerin. Anschließend soll die «Menagerie»-Serie ständig im Schloss Ludwigslust südlich von Schwerin ausgestellt werden. Quelle: ivz.westline.de
В. Богунова ã, Москва, 2002 г. |
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