Wettstreit im WestenMit 85 Galerien aus dem In- und Ausland geht am Donnerstag die neue Kunstmesse "dc - duesseldorf contemporary" in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt an den Start - zeitgleich mit der Kölner Art Cologne. Genau zeitgleich mit dem ebenfalls bis Sonntag geöffneten traditionsreichen Kölner Kunstmarkt Art Cologne wartet der Messeneuling ausschließlich mit Kunstwerken auf, die seit 1980 entstanden sind. Für die Qualität des "dc"-Angebotes an Malerei, Foto, Skulptur und Video steht eine Jury aus namhaften, jüngeren Museumsexperten, die Unreifes ebenso wohltuend fern hielten wie Lifestyle-Lastiges. Aussteller hatten ihre professionelle Arbeit "mit Mut zum Risiko" für die junge Kunst nachzuweisen: "Wir wollten keine Event-Messe", betonte die Jury. So lässt sich denn in Düsseldorf eine karge Bodenplastik von Carl Andre (2006/100.000 Euro) ebenso erwerben wie ein frisches Streifenbild des Dortmunders Markus Linnenbrink (16.667 Euro), stimmungsvoll fotorealistische Gemälde der namibischen Küste von Peter Rösel oder eine große Wandarbeit des Konzeptkunst-Pioniers Robert Barry. Für wohltuend freche Ironisierungen des Avantgarde-Erbes steht die Duchamp-Persiflage eines auf Holzschemel montierten Fahrrades oder das bonbonfarbenen Mobile à la Alexander Calder. Furcht vor Kannibalisierung Nur Tage nach dem Ende der Frankfurter Fine Art Fair wirft damit der Neuling "dc" dem weltältesten Kunstmarkt in Köln den Fehdehandschuh hin - und das deutlich. Nicht wenige Beobachter des wieder international boomenden Handels mit der Kunst (geschätzter Jahresumsatz: 20 Milliarden Euro) fragen, ob sich die drei Messen an Main und Rhein, zeitlich eingeklemmt zwischen der benachbarten Weltmesse Tefaf in Maastricht und der nächsten im ebenfalls nahen Brüssel, nicht auf Dauer selbst kannibalisieren. Vom Regen in die Traufe könnte Kölns altehrwürdige "Mutter aller Kunstmessen" gekommen sein, die mit 190 Galerien augenblicklich erstmals im Frühjahr ihre Türen geöffnet hat, um der internationalen Herbst-Konkurrenz in Berlin, Paris, London und Miami zu entgehen. Art-Cologne-Chef Gerard Goodrow wirbt im 41. Jahr seiner Messe mehr denn je mit "Stabilität und Kontinuität" auf dem launischen Markt; die Düsseldorfer Parallelmesse "dc" sei eher eine "Begleiterscheinung, die haben das Datum ausgesucht, weil wir existieren", sagte er. "Ich bin sicher, dass wir überleben." Die vermutlich knapp 75 Millionen Euro Umsatz der Kölner Kunstmesse, die statt auf modischen "Hype" deutlich mehr auf begleitende Info-Veranstaltungen setzt, verleihen berechtigt Selbstvertrauen. Wirtschaftsministerin will notfalls moderieren Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) signalisiert in Düsseldorf sogar Hilfe, sollten die Messe-Rivalen am Rhein größere Probleme im bedeutenden Kunsthandel des Bundeslandes bekommen: "Selbstverständlich würden wir zur Moderation zur Verfügung stehen", sagte sie. Düsseldorfs "dc"-Direktor Walter Gehlen rechnet fest mit der "Gravitationskraft" seiner Veranstaltung und der ältlichen "AC" in der stets rivalisierenden Schwesterstadt Köln. "Bedeutende Sammler reisen jetzt an, die sich hier lange nicht mehr haben sehen lassen", erklärte er schon zu Messebeginn selbstbewusst. Im Problemfalle sei er auch "aufgeschlossen, eine Hauptmesse für Deutschland zu machen", betont der junge Volkswirt, hinter dem als Messeveranstalter ein vor einem Jahr gegründeter potenter Ableger des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr steht. Angesichts der erstaunlichen Qualität, mit dem die "dc" in der Düsseldorfer Messehalle 8 zum Debüt aufwartet und dabei nach Kritikermeinung die diesjährige "Abteilung" für aktuelle Kunst des Kölner Konkurrenten durchaus blass aussehen lässt, lösten die unnötig vollmundigen Ankündigungen in der Szene eher Schmunzeln aus. Quelle: tagesspiegel.de
В. Богунова ã, Москва, 2002 г. |
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