Pariser Grand Palais zeigt indische SkulpturenKnapp zehn Jahre waren nötig, um die weltweit einzigartige Ausstellung im Pariser Grand Palais über die Meisterwerke der Gupta-Kunst zu organisieren. Erstmals werden unter dem Titel «Das Goldene Zeitalter des klassischen Indiens. Das Kaiserreich Gupta» 122 Werke, überwiegend Skulpturen, gezeigt, die ausschließlich aus Indien kommen und zum Teil noch nie ihre Heimat verlassen haben. «So eine Ausstellung gab es nicht einmal in Indien. Hier handelt es sich um die erste Gupta-Schau, die nur aus Werken indischer Museen besteht», sagte Amina Okada, die Kuratorin der Ausstellung, die am Mittwoch (4. April) eröffnet wird und bis zum 25. Juni dauert. Die Werke stammen aus 17 Museen. Die Idee entstand 1998 nach dem Staatsbesuch des französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac in Indien. Doch verwaltungs- und organisationstechnische Hindernisse zögerten das einzigartige Projekt hinaus. «Als diese Hürden überwunden waren, kam der nächste schwierige Schritt: Die kostbaren Werke mussten zunächst ins Staatliche Museum nach Neu Delhi transportiert werden und anschließend nach Paris», erklärte die Kuratorin weiter. Der Transport war riskant. Denn die Buddha-Köpfe und prächtigen Tempelverzierungen stammen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert. Von 320 bis 535 nach Christus ermöglichte das in Nordindien liegende Gupta-Reich eine Blütezeit der Kunst. Hinduismus und Buddhismus wurden gleichermaßen gefördert. Eines der «Highlights», das den Besucher gleich im ersten Ausstellungssaal erhaben empfängt, ist der Gott Vishnu, der Gott der Erhaltung und Wächter der Menschlichkeit. Diese aus Mitte des 5. Jahrhunderts stammende Statue ist aus rosa Sandstein und besticht durch ausgefeilte bildhauerische Arbeit. Arme und Hals sind reich mit Schmuck verziert und fein bearbeitet. Ihr Gesichtsausdruck bringt innere Ruhe und Erhabenheit zum Ausdruck. Umgeben wird die über ein Meter hohe Vishnu-Abbildung von Buddha- Köpfen, die ebenfalls aus der Region Mathura (südlich des heutigen Delhi) stammen. Die Bildhauer aus Mathura erlangten eine besondere Kunstfertigkeit, deren Charakteristika feingliedrige, perfekt proportionierte Götterstatuen waren und Buddha-Köpfe mit langen durchstochenen Ohrläppchen und halbgeschlossenen Augen, die den Blick des Betrachters nicht erwidern, sondern in meditativer Versenkung nach innen gerichtet sind. Dieser Stil setzte sich im 7. und 8. Jahrhundert in fast allen buddhistischen Ländern durch. Neben der bekannten «Mathura-Schule» gab es auch die «Gandhara- Schule», die den Namen der Region trägt, die heute das östliche Afghanistan abdeckt. Ihre Shiva-, Vishnu- und Buddha-Darstellungen sind aus gelbem Sandstein. Typisch für die aus den Werkstätten der Gandhara-Bildhauer stammenden Abbildungen sind das gewellte Haar, das beide Schultern bedeckende Gewand, die Sandalen oder die Akanthus- Blätter-Dekorationen. Ein Meisterwerk dieser künstlerischen Schule ist der aus dem 5. Jahrhundert stammende stehende Buddha aus dem Museum in Kolkata. «In diesen beiden Regionen entstanden fast zeitgleich die ersten religiösen Kunstdarstellungen des Buddha und die herrlichsten Meisterwerke, von denen die schönsten hier ausgestellt sind», sagte die Kuratorin. Schon 500 nach Christus wurde das Gupta-Reich von den Hunnen zerstört, ab 1221 drang der Islam ein und 1498 entdeckten die Europäer den Seeweg nach Indien. Quelle: ivz.westline.de
В. Богунова ã, Москва, 2002 г. |
||||