Andy Warhol 20 Jahre nach seinem Tod gefragter denn jeSeine Bilder von Suppendosen, Dollarnoten, banalen Seifenkartons und Promi- Porträts werden heute höher gehandelt denn je. Ein «Mao» aus dem Jahr 1972 erzielte kürzlich in New York den Rekordpreis von 17 Millionen Dollar (13 Millionen Euro). Der Käufer: Ein Hongkonger Immobilien- Milliardär. Noch vor zehn Jahren konnte mit Warhol kein großes Geschäft gemacht werden. Da konnte Sotheby's bei seiner Frühjahrsauktion 1994 zehn von zwölf angebotenen Bildern der amerikanischen Pop-Ikone nicht verkaufen, es wurde für einen «Double Elvis» (1963) nicht einmal mehr die Hälfte des Schätzpreises geboten. Heute dagegen widmen New Yorker Kunstgalerien Warhol, dem unbekümmerten Chronisten westlicher Konsumwelt, zu seinem 20. Todestag etliche Gedenkfeiern. Das Warhol-Museum in Pittsburgh macht den Künstler derweil in Russland bekannt. Seine Ausstellung «Artist of Modern Life» ist die größte und bedeutendste Warhol-Schau, die Russland je zu sehen bekommen hat. Sie zeigt neben Gemälden und Siebdrucken auch eine Reihe seiner seltenen Filmen sowie Archivmaterial. Die 57. Berlinale stellte derweil den Film «A Walk into the Sea: Danny Williams and The Warhol Factory» vor, eine Dokumentation über Warhols Geliebten Williams und das Leben im Schatten des Meisters. In New York lief ein Film über Edie Sedgewick an, das schillerndste von Warhols vielen Starlets. «Factory Girl» von Regisseur George Hickenlooper mit Sienna Miller in der Rolle von Edie porträtiert die Pop-Ikone Warhol als emotionalen Vampir, der seine Begleiter ausnahm und dann fallen ließ. Daran, dass Warhol ein Genie war, zweifelt heute kaum noch jemand. Seine radikale Ästhetik («Alles ist schön») hatte auch die Arbeit mit anderen Medien bestimmt. In seiner Anfang der 60er Jahre gegründeten New Yorker «Factory» entstanden neben einer Rock-Band («Velvet Underground») und einer Diskothek auch umstrittene Kultfilme der amerikanischen Underground-Szene. Sein Vier-Stunden-Film «The Chelsea Girls» (1966/67) war ein Kassenschlager in US-Kinos. Als die späteren Factory-Produkte «Flesh» und «Trash» nach Deutschland kamen, «schnappten» die Mitglieder der Freiwilligen Selbstkontrolle wegen des ungeschminkten Sex-Gehalts erst einmal «nach Luft». Über die Anfänge seiner Biografie rätseln Autoren in aller Welt, Warhol selbst ließ sie im unklaren. Die Angaben über sein Geburtsdatum reichen vom 6. August 1927 bis zum 8. August 1931. Geburtsort ist in US-Medien mal die Bergarbeiterstadt Pittsburgh, mal das vornehmere Philadelphia, beide im Bundesstaat Pennsylvania gelegen. Sein Vater, der 1942 starb, hieß entweder ebenfalls Andy oder aber James, er war Bauarbeiter oder Bergarbeiter. Warhols Mutter hat in einem Interview angegeben, sie und ihr Mann seien 1921 aus der Tschechoslowakei in die USA eingewandert. Dafür sind die Stationen des späteren Lebensweges unstrittig: Nach der Schule studierte Warhol am Carnegie Institute of Technology (Pittsburgh) Grafikdesign. 1949 ließ er sich in New York nieder, wo er mit seiner Mutter zusammenlebte. Zunächst arbeitete er als Werbegrafiker für eine Schuhfirma, begann aber schon bald, sich mit Illustrationen in Magazinen wie «Vogue» und «Harper's Bazaar» einen Namen zu machen. 1961 - so erzählte Warhol selbst - forderte ihn ein Kunsthändler auf zu malen, was ihm am meisten bedeute. Daraufhin schuf er Schablonenbilder von Geldstücken und von Campbell-Dosen, deren Inhalt er jahrelang als Lunch verspeist hatte. Warhols «Reproduktion des Alltäglichen» machte ihn zu einem «Anti-Künstler». 1962 war er mit Werken in der New Yorker Ausstellung «Neue Realisten» vertreten und bald einer der führenden Köpfe der avantgardistischen Gruppe. Warhol starb nach einer simplen Operation an der Gallenblase an Herzversagen. Quelle: ivz.westline.de
В. Богунова ã, Москва, 2002 г. |
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