Spielwiese für Verhaltensauffällige

Spielwiese für Verhaltensauffällige

In wenigen Wochen wird der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon Nachfolger von Kofi Annan. Grund genug, einen Blick auf die Arbeit des scheidenden UN-Generalsekretärs und seiner Vorgänger zu werfen. Genau diesen und noch viel mehr vermittelt Pedro A. Sanjuan in seinem Buch. Als Direktor für politische Angelegenheiten hatte der US-amerikanische Regierungsmitarbeiter über zehn Jahre in der UN-Zentrale in New York gearbeitet und dabei so manche Erfahrung und Beobachtung machen müssen, die die Aktivitäten und das Führungspersonal der Vereinten Nationen alles andere als in einem positiven Licht erscheinen lassen.

Einer der zentralen Kritikpunkte Sanjuans ist der eklatante Hang der Weltorganisation zur Verschwendung: „Der Leser wird sich fragen, warum das UN-Sekretariat, das hauptsächlich den Generalsekretär unterstützen soll, mehr als sechstausend Menschen beschäftigen kann und dabei jährlich eine Summe verschlingt, die die Zwei-Milliarden-Dollar-Marke längst überschritten hat.“ Und so listet er denn nicht ohne einen süffisanten Unterton die zahlreichen bedeutungsschwanger klingenden Ressorts und Ämter auf, die irgendwann einmal geschaffen wurden und über deren Aufgaben dann keiner mehr Fragen zu stellen wagt. Beispiel: Es gibt einen „Generalsekretär für Politikkoordinierung und interinstitutionelle Angelegenheiten“ mit einer eigenen Abteilung für Sozialpolitik und Entwicklung, die wiederum eine Unterabteilung für zwischenstaatliche Politik hat. Natürlich haben sie alle einen eigenen Stab für Kommunikation und Forschung. Bemerkenswert ist ebenfalls die Existenz einer „Unterabteilung für die Unterstützung von Entkolonisierungsprozessen“. Wie deren Arbeit in einer Welt, die keine nennenswerten Kolonien mehr kennt, aussieht, darüber würde man gerne mehr erfahren.

Und so nennt Sanjuan die Vereinten Nationen eine „Spielwiese für Erwachsene mit erschreckenden Verhaltensauffälligkeiten“. Da seine eigene UN-Karriere noch im Kalten Krieg ihren Anfang nahm, weiß er auch viel Amüsantes und Aufschlussreiches über die damalige sowjetische Delegation im UN-Hauptquartier zu berichten. Deren Mitglieder fielen nicht nur dadurch auf, dass sie ständig klamm waren, da sie einen Großteil ihrer Dollargehälter nach Moskau überweisen mussten, sondern auch dadurch, dass sie ein augenfällig großes Interesse an Informationen über die amerikanische Rüstungsindustrie und Verteidigungspolitik an den Tag legten. Via UN-Zentrale fragten sie schon mal gerne bei amerikanischen Forschungseinrichtungen nach, wie es denn so mit Atomwaffentests oder dem Zivilschutz aussehe. Kurzum: Die meisten Sowjetdelegierten arbeiteten hauptberuflich für den KGB und betrieben als Mitarbeiter der UN und so politische Immunität genießend in den USA munter Spionage.

Korruption und Vetternwirtschaft sind weitere Punkte in Sanjuans Abrechnung mit den UN. So mag man darüber lächeln, dass der ehemalige Generalsekretär Kurt Waldheim nach Amtsantritt erst einmal seinen Nichten gut dotierte Posten in New York verschaffte. Hochgradig kriminell wurde es jedoch im Fall des „Öl für Lebensmittel“-Skandals, der zur Unterschlagung von schätzungsweise fast elf Milliarden Dollar führte. So fragt Sanjuan, wie es möglich sein kann, dass ein hochrangiger Beamter der Vereinten Nationen wie Kofi Annan seinen eigenen Sohn und dessen Kompagnon Leo Mugabe, einen Neffen des berüchtigten Präsidenten von Zimbabwe, in das Programm zum Erwerb von Lebensmitteln und Medikamenten aus den Erlösen irakischer Ölverkäufe einbindet? Und warum weigern sich die UN bis heute, über diese auf Treuhandbasis verwalteten zweistelligen Milliardenbeträge ordentlich Rechenschaft abzugeben, und zwar selbst dann, als die Unregelmäßigkeiten publik wurden? Aber vielleicht liegen die Ursachen dafür im System begründet, denn: „Es gibt keinerlei Rechenschaftspflicht für die Verwendung der verschiedenen Etatposten, insbesondere nicht für Gehälter im Sekretariat. Viele gestrandete Schätze der UN-Finanzhavarie können damit beliebig davontreiben.“

Skeptiker mögen vielleicht einwenden, dass Sanjuan als Vertreter der USA bei den Vereinten Nationen sowieso mit einer negativen Grundeinstellung seinen Job angetreten hat und nun in seinem Buch schlicht und ergreifend der nicht gerade von viel Sympathie geprägten Haltung der USA gegenüber den UN sowie ihrem Hang zum Unilateralismus Rechnung trägt. Doch weit gefehlt, schließlich richtet sich seine Kritik gegen die in ihrer Struktur bereits angelegte Unfähigkeit der Weltorganisation: „Kein ernsthafter Reformversuch vermochte daran etwas zu ändern, weil die Großmächte das System bewusst in einem Zustand der Dysfunktionalität hielten.“ Und natürlich auch gegen die UN-Generalsekretäre, die Sanjuan mit der Ausnahme Dag Hammarskjöld durch die Bank weg alle als inkompetente wie aufgeblasene Trottel bezeichnet, allen voran den unsäglichen Kurt Waldheim, dessen Nominierung er sich nur folgendermaßen erklären kann: „Wie hätten sich USA und Sowjets die Möglichkeiten entgehen lassen können, einen so erpressbaren Generalsekretär zu haben wie Kurt Waldheim mit seiner Nazi- und Kriegsverbrechervergangenheit?“

Sanjuan schafft es im wahrsten Sinne, den Leser mit seinen anekdotenreichen Berichten und Analysen so zu fesseln, dass man das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen möchte. Egal, ob man ihm beipflichten möchte in seinen Urteilen über die Vereinten Nationen und ihre Reformfähigkeit oder nicht, die Weltorganisation sieht man nach der Lektüre auf jeden Fall mit ganz anderen Augen.

Quellen: tagesspiegel.de

 

 

В. Богунова ã, Москва, 2002 г.

А.Кубрин. Герб РФ, 1995. Маркетри.

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